2022 ist in vielerlei Hinsicht für mich ein besonderes Jahr gewesen. Ich habe nicht nur meinen Traum in die Tat umgesetzt und mich auf den Weg gemacht die Welt zu erkunden (kleine Anmerkung am Rande, bin immer noch in der Welt unterwegs), sondern hatte gleich zweimal die Möglichkeit als Volunteer Expert/ Berater auf ein Projekt mit Manager für Menschen ehrenamtlich begleiten zu dürfen. So war ich dann 2 mal 3 Monate als Berater auf Zeit unterwegs. Auch wenn die beiden Einsatzorte 12.536 km weit voneinander entfernt liegen, so haben sie doch vieles gemeinsam. Einmal damit angefangen, dass beide Projekte nahezu direkt am Äquator liegen.
In Kenia war es ein größeres bereits gut etabliertes Projekt und in Ecuador (Awaken) die kleine Foundation, die über Covid und den einhergehenden Restriktionen, einen Restart benötigte. Bei beiden Projekten standen Kinder und ihre Familien im Vordergrund, in Gebieten, in denen schwierige Voraussetzen herrschen. Dabei wurde in beiden Projekten viel Wert auf Nachhaltigkeit gelegt, es hilft nicht einfach nur zu geben, es hilft aber den Menschen Tools aufzuzeigen, wie sie ihr Leben verbessern und damit vielleicht ein wenig positiver in ihre Zukunft schauen können.
Als aus meinem Traum, die Welt zu erkunden, konkrete Planung wurde, war mir schnell klar, dass ich mir nicht nur einfach eine Auszeit gönnen und die Welt bereisen wollte, sondern ich mich ehrenamtlich engagieren und dabei in neue Kulturen eintauchen wollte. Vielleicht aber erstmal einen Schritt zurück, woher kam diese Idee nicht einfach nur zu Reisen und die Welt in ihrem Zauber und bunten Facetten zu genießen …? Nun, wie könnte das besser gehen, als mit einem ehrenamtlichen Einsatz, nirgendwo anders bekommt man besser die Gelegenheit so tief in eine neue unbekannte Kultur einzusteigen und beeindruckende, faszinierende und bereichernde Menschen kennenlernen zu dürfen, die, wie es zunächst schien, von mir persönlich und meiner mir bekannten Kultur nicht verschiedener hätte sein können. Ich habe mich schon immer ehrenamtlich engagiert und versucht dies in meinem beruflichen Alltag unterzubringen. Mit Manager für Menschen hatte ich aber nun die Gelegenheit, anders in das Thema einzutauchen und meine in Deutschland erworbenen beruflichen Kenntnisse und Kompetenzen einerseits einzubringen, aber andererseits auch nochmals auf den Kopf zu stellen und zu hinterfragen. Ich bin Steuerberaterin und habe lange Jahre in der Beratung gearbeitet, mein Herz schlägt im Besonderen für Themen wie Organisationsentwicklung, Digitalisierung, Change – und Prozessmanagement und genau diese Themen konnte und wollte ich in die Projekte in Kenia und Ecuador einbringen.
Aber was passiert eigentlich, wenn man eine deutsche Steuerberaterin in die Kultur Afrikas oder Südamerikas eintauchen lässt… nun, was zunächst als große Herausforderung erscheint und scheinbar unüberwindbare Hindernisse aufblitzen lässt, weist am Ende doch nur auf die größte Gemeinsamkeit hin, wir sind alle Menschen, nur mit unterschiedlichsten Facetten. Und überall dort, wo Menschen unterschiedlichster Kultur und Ausprägung aufeinandertreffen und sich zusammentun und jeder etwas ganz Eigenes einbringt, entsteht was Einzigartiges. Dieser zunächst erscheinende Widerspruch und die Auflösung dessen, ist etwas, was ich aus dieser Zeit mitnehme, mich in meinen nächsten beruflichen Jahren prägen wird und ich nie vergessen werde. Es ist gelebte Diversität, ein kulturelles Miteinander, das bunter nicht sein könnte, wo jeder von jedem lernt, unabhängig von Position, Ausbildung oder sonstiger Qualifikation.
Aber zunächst wurde all‘ das, was ich in mehr als 20 Jahren Berufserfahrung in Deutschland bzw. im westlichen Raum erlernt und erfolgreich angewandt hatte, auf eine harte Probe gestellt. Meine deutsche Brille funktionierte nicht mehr, dafür aber umso mehr, einfach ich zu sein und mich auf die Situation und die Menschen vor Ort einzulassen, ihnen zuzuhören, von ihnen zu lernen und sie an meinen Erfahrungen teilhaben zu lassen. Mit dieser Offenheit bin ich in die Projekte gestartet und habe versucht diese immer beizubehalten, was nicht immer einfach war, da ich manchmal nicht aus meiner Haut konnte. Meine Prägung in der deutschen Kultur und mein ganz eigener Charakter kam durch und ich zumindest gedanklich die Idee hatte, wenn wir es in der „deutschen Weise“ machen würden, wäre es effizienter und somit besser. Gemeinsam haben wir darüber gelacht, wenn ich vermeintlich wieder einmal zu deutsch unterwegs war. Nach einer Weile im zweiten Projekt in Südamerika, kam es aber auch zu Gesprächen mit Edison dem Founder der Awaken Foundation, in dem er meinte ich hätte zu viel von der südamerikanischen Kultur angenommen und ich ihm umgekehrt spaßhaft vorwarf, dass der Gedankengang von ihm nun eindeutig zu deutsch sei!
Wenn in Deutschland etwas nicht so funktioniert, wie wir uns das vorstellen, sind wir häufig zunächst mal ratlos, da wir es nicht gewohnt sind, dass Dinge nicht funktionieren oder beispielsweise der Strom mal für Tage ausfällt. In dem kleinen Dorf nahe dem Victoria See und an der Küste und im Dschungel Ecuadors bin ich auf Menschen getroffen, die für jedes Problem ein sehr praktikable, wenn auch für mich manchmal befremdliche Lösung, hatten. Es wurde nicht lange analysiert und diskutiert, es wurde gehandelt und umgesetzt. Und auch wenn es nicht zu 100 % perfekt war, so war es doch gut und hat den Menschen vor Ort geholfen, mit ihrem nicht einfachen Alltag klarzukommen.
Mein Fazit aus beiden Projekten, ich bin raus in die Welt in die Projekte, um meine Erfahrungen im beruflichen Kontext zu teilen, was gern und dankbar angenommen wurde, vielmehr komme ich aber zurück mit reichlich neuen Eindrücken und Erfahrungen, die meine Sicht auf viele Dinge verändert hat. Ich bin unglaublich reich beschenkt worden und dankbar für diese besondere Zeit im Jahr 2022.
Dies hier, ist nicht nur ein herzliches Dankeschön an all‘ die Menschen, die diese Zeit für mich zu einer ganz besonderen Zeit gemacht haben, sondern auch eine herzliche Einladung an euch, mir doch nachzufolgen und einfach mal aus dem Alltag auszubrechen und sich vielleicht auf das Abenteuer seines Lebens einzulassen. Falls ihr neugierig geworden seid oder auch einfach nur Lust auf einen weiteren Austausch zu diesem Thema habt, sprecht mich an. Ich freue mich über jeden Austausch hierzu.
Ich bin mir sicher, dies war nicht mein letzter Einsatz und auch jetzt bin ich noch eng mit beiden Projekten verbunden und werde mich weiter für sie engagieren, wenn auch nicht vor Ort.