Kloster Kopan… eine spirituelle Reise!

So sehr, wie ich mich im Vorfeld auch auf diese, für mich neue, Erfahrung gefreut habe, so sehr war ich auch gespannt, wie ich mich fühlen werden, wenn ich die meiste Zeit des Tages mit Schweigen verbringe und dabei nicht mal eben auf mein Smartphone zurückgreifen kann.

 

Aber zurück zum Beginn dieses besonderen Erlebnisses. Anfang April bin ich nach Nepal gereist, um dort, neben einer 7-tägigen Trekking Tour, um einen Teil des Annapurna-Trails zu erleben, auch 11 Tage in einem buddhistischen Kloster zu verbringen.

 

Am Karfreitag ging diese Reise los… ich habe mich auf den Weg ins Kloster Kopan gemacht. Das Kopan-Kloster ist ein tibetisch-buddhistisches Kloster in der Nähe von Boudhanath am Stadtrand von Kathmandu.

Ich war bereits um die Mittagszeit da und habe die Zeit genutzt, bevor es um 17 Uhr los ging, mir das Gelände und die Umgebung des Klosters anzusehen und auch die Gelegenheit genutzt ein paar Fotos (die letzten für die nächsten Tage) zu machen. Den, so wurde mir gesagt, bis spätestens 17 Uhr sollte ich doch bitte meinen Laptop, Smartphone etc. in der Verwaltung einschließen lassen. Über 100 Gleichgesinnte aus der ganzen Welt, aber vorrangig aus Europa, sind mit mir an diesem Tag angereist und in den 11tägigen Buddhismus-Einführungskurs gestartet. Wie sehr verbunden wir uns alle heutzutage mit Smartphone und Co. fühlen, stellte ich dann um 16.45 Uhr fest, (ja, ja auch ich habe die Zeit ausgenutzt mein Smartphone so lange wie möglich zu behalten) als sich eine Riesenschlange vor der Verwaltung bildete und wir alle den Moment hinausgezögert hatten unsere digitalen Tools abzugeben.

 

Es war schon merkwürdig so ganz ohne Smartphone und zunächst passierte auch folgendes

  • „was für ein schöner Sonnenuntergang“ – ich mache mal schnell ein Foto, ach nein geht ja nicht
  • „wie wird denn wohl das Wetter morgen“ – ich schaue mal schnell nach, ach nein geht ja nicht
  • „es ist so dunkel hier“ – also Taschenlampe am Smartphone an, ach nein geht ja nicht
  • … usw.

Schnell habe ich mich aber dann auch an den neuen Alltag gewöhnt und mein Smartphone für diese Zeit auch nicht vermisst. Falls jetzt die Frage aufkommt, ob ich nun zukünftig vermehrt auf einen digitalen Einsatz verzichten werden, so ist die klare Antwort „nein“. Ich mag die digitale Welt. Aber ich habe mir vorgenommen in Zukunft meine digitalen Tools bewusster einzusetzen und an der ein oder anderen Stelle auch mal auf diese zu verzichten (hier muss ich natürlich den Beweis noch antreten, ihr dürft mich gern an meine Worte erinnern).

Wie genau sah den nun mein Alltag aus…

 

In der Regel wurde von abends 21 Uhr bis zu den Diskussionsrunden am nächsten Tag um 13.50 Uhr geschwiegen. Aber auch in der Redezeit wurde wenig bis gar nicht gesprochen, nur in der täglichen Diskussionsrunde in Kleingruppen wurde heftig über die Anschauungen des Buddhismus diskutiert. Diese Diskussionen habe ich als sehr bereichernd empfunden, da hier Menschen aus aller Welt und vielen unterschiedlichen Glaubensansätzen zusammengekommen sind. In meiner Gruppe waren Kursteilnehmer jüdischen, muslimischen, christlichen, hinduistischen und buddhistischen Glaubens, aber auch Teilnehmer, die keiner Religion angehören.

 

Neben der Diskussionsgruppe wurden wir in 2* 2stündigen Einheiten in den Buddhismus eingeführt, wir haben 3* am Tag für ca. eine Stunde unterschiedliche buddhistische Meditationen kennengelernt. Und hatten am Abend bevor es wieder in die aktive Schweigezeit ging, noch die Gelegenheit unsere Fragen des Tages zu stellen. Hatte ich mir zuvor Gedanken gemacht, was ich wohl den ganzen Tag so ohne mein Handy (und auch ohne weltliche Literatur, also auch keine Romane und Co.) machen werde, stellte ich schnell fest, dass ich den ganzen Tag über ziemlich beschäftigt war.

Eine kurze Anmerkung zu meinen physischen Auswirkungen auf die ungewohnte Ruhe und Stille, mein auch sonst schon niedriger Blutdruck ist nochmal so richtig in den Keller gegangen… mit viel Wasser, Ingwer-Tee und häufigen Kniebeugen, ging es nach ein paar Tagen dann wieder aufwärts.

Hier ein paar erste Gedanken, die ich gern teilen möchte:

  • Mir gefällt es zu Schweigen und es gefällt mir auch, wenn die Umgebung um mich herum schweigt. Schweigen ist etwas Herrliches, ich werde mir auch zukünftig immer wieder Freiräume schaffen, um bewusst und in Stille zu schweigen.
  • Meditieren war da schon deutlich schwieriger für mich, stillsitzen ist nicht so meins und wirklich schwierig für mich, es gibt aber auch Mediationen in Bewegungen, und ich habe mir vorgenommen diese mal auszuprobieren. Mein Geist ist deutlich ruhiger und ich kann mich besser auf die Meditation konzentrieren, wenn ich in Bewegung bin.
  • Die Ruhe und die Stille der letzten Tage haben so viele Farben, Bilder, Erinnerungen und Situationen aus der Vergangenheit wieder ans Licht gebracht, das war und ist immer noch eine ganz besondere und großartige Erfahrung.

Ein erstes Gesamtfazit… ich fühle mich völlig verankert im weltlichen Leben, bin dann aber auch neugierig auf alles mir Unbekannte und offen für Alles außerhalb meines gewohnten Weges, sei es im spirituellen Sinne oder einfach auch nur, mit für mich neuen Weltanschauungen.

Ich trete daher wohl eher nicht ins Kloster ein ;-)… zumindest derzeit noch nicht.

Das soll es an dieser Stelle auch erstmal gewesen sein, denn viele meine Gedanken sind noch nicht zu Ende gedacht, oder auch nicht für diesen Artikel geeignet. Sehr gern können wir uns aber in einem persönlichen Gespräch hierüber in der Tiefe austauschen.

Ich gehe jetzt erstmal wandern die nächsten 7 Tage.

P.S. Aus meinem 11tägigen Aufenthalt wurden dann leider nur 8 Tage, da Lama Zopa Rinpoche (geistliches Oberhaupt und Gründer des Kopan-Klosters) am Donnerstag, 13. April 2023 verstorben ist und der Kurs vorzeitig beendet wurde.

Manuela Vickermann

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Cookie Consent mit Real Cookie Banner